Beat Müller, langjähriger Geschäftsleiter von Bimex, geht Ende Juni 2023 in Pension. Ein Gespräch mit dem abtretenden Chef und mit seinem Nachfolger Sam Zurbrügg.

 

Beat, du hast die Geschichte von Bimex seit den Anfängen vor mehr als 40 Jahren massgeblich mitgeprägt. Kam jemals der Gedanke auf, die Branche zu wechseln?
Ja, gerade in den Anfängen habe ich mich oft gefragt, ob ich diese Arbeit bis 65 machen werde. Die Notstromtechnik hat mich aber dann gepackt. Ausserdem war die Identifikation mit der Firma hoch.

Was findest du an der Branche spannend?
Es ist ein Nischenmarkt, der verschiedenste Fachgebiete miteinander verknüpft, zum Beispiel Motorentechnik, Elektrotechnik, Fahrzeugbau, Lüftung, Architektur oder die Besonderheiten von USV-Anlagen. Darum gibt es nur relativ wenige Spezialisten, die sich in der Branche auskennen.

Was bleibt dir aus vier Jahrzehnten besonders in Erinnerung?
Als es weder E-Mail noch Internet gab, war es üblich, häufig Lieferanten und internationale Messen zu besuchen, in Italien, Frankreich, Deutschland, Spanien und sogar Indien. In technischer Hinsicht erinnere ich mich primär an besondere Projekte, etwa an die Entwicklung mobiler Notstromaggregate oder an den Bau von Unterflur-Aggregaten für den Bahnantrieb. Prägend war natürlich auch, dass ich mich im Rahmen der Unternehmensentwicklung zunehmend Richtung Verkauf und Management orientierte. Themen wie Marketing, Organisation und Qualitätsmanagement wurden immer wichtiger.

Gab es schlaflose Nächte?
Hie und da, besonders in den Anfängen. Aber eigentlich konnte ich mit Herausforderungen gut umgehen, nicht zuletzt dank Schulungen. Geholfen hat mir sicher auch, dass ich wusste, wo ich organisatorisch an der Oberfläche bleiben kann und wo ich ins Detail gehen muss.

Bimex hat sich gesund entwickelt und im Markt etabliert. Wo siehst du die Erfolgsgründe?
Wir haben uns immer als KMU mit Pioniergeist verstanden. Wir wollten nie Mitbewerber kopieren, sondern eigene Ideen vorantreiben. Das bedingt eine flache Hierarchie, hohe persönliche Leistung von allen und den Mut, Entscheide zu treffen und Verantwortung zu übernehmen.

Nebst dem Tagesgeschäft hast du mit dem Bimex-Team etliche anspruchsvolle Projekte umgesetzt, zum Beispiel ISO-Zertifizierungen, Digitalisierung oder neue Kooperationen. Wie schafft es eine Firma, sich ständig zu bewegen, ohne dass die Neuerungen das Gesamtgefüge überfordern?
Bei Veränderungen besteht in der Tat die grösste Gefahr darin, dass wir die Leute überfordern, besonders die Schlüsselpersonen. Denn mit den Schlüsselpersonen steht und fällt jedes Projekt. Es ist darum wichtig, Entscheide gemeinsam mit dem Team zu fällen, mit dem nötigen Respekt und mit Umsicht. Dabei kam mir entgegen, dass ich das Notstromgeschäft von der Mechanik bis zum Management durchlaufen habe. Entscheidend ist auch, dass ein Team möglichst ideal zusammengesetzt ist, sowohl fachlich als auch menschlich.

Würdest du rückblickend nochmals alles gleich machen?
Nein, Entscheide fällt man immer aufgrund des jeweils aktuellen Wissensstandes. Einige Jahre später hat man vielleicht eine andere Optik. Zweifellos war jedoch mancher Entscheid richtig, sonst hätten wir keinen Erfolg gehabt.

Wie hat sich die Notstrombranche im Lauf der Jahre verändert?
Das Schwergewicht der Technik hat sich wie in anderen Branchen von Mechanik zur Elektronik verlagert. Früher arbeiteten in unserer Produktion 100 Prozent Mechaniker, heute sind es 75 Prozent Elektriker, Elektroniker und Automatiker. Hinzu kommen moderne Motoren und alternative Brennstoffe.

Wo siehst du derzeit die grössten Herausforderungen?
Angesichts einer möglichen Strommangellage sehe ich bis auf Weiteres einen erhöhten Bedarf an Aggregaten. Als Folge haben sich die Lieferfristen verlängert. Eine weitere Herausforderung besteht darin, auf die Entwicklung neuer Technologien zu reagieren.

Du hast die Suche nach deinem Nachfolger früh in die Wege geleitet. Was war dir dabei wichtig?
Der Prozess begann vor rund 6 Jahren mit Gesprächen innerhalb der Geschäftsleitung und dem Verwaltungsrat. Mir war wichtig sicherzustellen, dass Bimex nicht an einen Grosskonzern verkauft wird. Mein Nachfolger sollte zudem in der Lage sein, das Unternehmen laufend weiterzuentwickeln.

Sam, du bist seit dem 1. April neuer Geschäftsleiter von Bimex, und schon seit Oktober 2022 Mitglied des Verwaltungsrats. Welchen Eindruck hast du gewonnen?
Der Gesamteindruck ist sehr positiv. Ich sehe motiviertes und professionelles Personal, zufriedene Kunden, aber auch interessante Technologieprojekte. Dies alles in einem anspruchsvollen Umfeld, das derzeit stark geprägt ist vom Begriff «Strommangellage».

Wo siehst du die Stärken des Unternehmens?
Vorab im spezialisierten Know-How und der langjährigen Erfahrung der Belegschaft. Wir fokussieren hundertprozentig auf Notstrom als Kerngeschäft und bieten dafür Gesamtlösungen an.

Findest du es als Betriebsökonom und Informatiker interessant, dass du es hier nicht nur mit Zahlen, Strategien und Konzepten zu tun hast, sondern mit greifbaren Produkten?
Absolut! Zahlen und Strategien sind ja nie Selbstzweck. Sie sind dazu da, das Geschäft führen zu können. Letztlich geht es um Menschen, Produkte und Dienstleistungen.

Im Sommer 2022 konntest du die Aktienmehrheit von Bimex erwerben. Welche Überlegungen stehen dahinter?
Mich begeistert ganz generell das Unternehmertum, aber auch die Technologien, mit denen Bimex arbeitet. Spannend finde ich zudem die Kundenvielfalt und dass wir als Spezialist für Notstromanlagen ein wichtiger Teil der Grundversorgung im Land sind. Wir unterstützen letztlich auch die Entwicklung zur Dekarbonisierung und Elektrifizierung und tragen somit zur Nachhaltigkeit unserer Gesellschaft bei.

Schon als designierter Geschäftsleiter von Bimex hast du Gespräche mit einigen Kunden und mit dem Personal geführt. Was war dir dabei wichtig?
Mir war und ist es wichtig, den Puls zu spüren. Ich werde auch weiterhin so oft wie möglich das Gespräch suchen.

Was ist dein Fazit aus diesen Gesprächen?
Die Kundenzufriedenheit ist hoch. Es ist schön zu sehen, dass wir professionelle und oft schon langjährige Beziehungen pflegen. Herausforderungen werden auf konstruktive Weise gelöst. Partnerschaft, gegenseitige Wertschätzung und Vertrauen sind die Basis.

Jeder Chef setzt neue Akzente. In der einen und anderen Firma kommt es deswegen zu strategischen Abenteuern und schockartigen Brüchen in der Kultur. War es nötig, die Bimex-Mitarbeiter in dieser Hinsicht zu beruhigen?
Die Leute hatten sich schon Gedanken über die Zukunft des Unternehmens gemacht. Bereits nach der ersten Informationsveranstaltung im Sommer 2022 bekam ich direkte und indirekte Rückmeldungen, dass man mir Vertrauen entgegenbringt. Dies hat sich auch in den Einzelgesprächen bestätigt.

Interesse an gesunder Kontinuität hast du ja schon alleine deswegen, weil du als Mitbesitzer mit einem Teil deines Vermögens im Risiko stehst.
Das ist absolut richtig. Ich stehe auch in der Verantwortung gegenüber den Mitaktionären, die schon seit der Gründung des Unternehmens an Bord sind. Das sind einerseits Mitarbeiter, andererseits Geschäftspartner.

Was dürfen die Geschäftsleitung und die Belegschaft von dir erwarten?
Als Geschäftsleiter habe ich stets das gesamte Unternehmen im Blick. Ich stelle sicher, dass die einzelnen Funktionen entlang der ganzen Wertschöpfungskette optimal zusammenwirken. Die Belegschaft kann von mir erwarten, dass ich dies in einer umsichtigen und verantwortungsvollen Art machen werde.

Welche Prioritäten möchtest du in den kommenden Monaten setzen?
Aus den Einzelgesprächen im Dezember 2022 habe ich bereits sehr viele Impulse erhalten. Ich bin daran, diese zu sortieren und priorisieren. Die Bimex Energy AG ist gesund, deshalb lege ich den Fokus auf die feinen Stellschrauben. Als wichtigen Aspekt sehe ich die organisatorische und personelle Anpassung an das aktuelle und künftige Wachstum.

Ein Wort zu deinem Vorgänger: Wie würdest du die Leistung von Beat Müller zusammenfassen?
Was Beat Müller in den vergangenen rund 40 Jahren für das Unternehmen geleistet hat, verdient höchsten Respekt. Es ist mir eine Ehre, seine Nachfolge antreten zu dürfen.

Beat, Ende Juni gehst du in Pension. Wirst du Bimex in der einen oder anderen Form erhalten bleiben?
Ja, ich habe vor, Bimex punktuell weiter zu unterstützen. Zudem gibt es laufende Projekte, die ich gerne abschliessen möchte.

Welche Pläne schmiedest du sonst?
Alle Pläne sind nur so gut, wie die Gesundheit es zulässt. Die neue Freiheit möchte ich vermehrt fürs Reisen und fürs Segeln auf dem Neuenburgersee nutzen. Parallel dazu freue mich darauf, reduziert weiterzuarbeiten. Ich habe vor 18 Jahren eine Kleinfirma gegründet, die umweltschonende Hochleistungsfilter für Öl, Diesel und Wasser vertreibt, und ich werde weiterhin meine Erfahrung als Notstromberater zur Verfügung stellen.

Sam Zurbrügg

Seit dem 1. April 2023 ist Sam Zurbrügg neuer Geschäftsleiter der Bimex Energy AG. Schon seit vergangenem Jahr ist er Mitglied des Verwaltungsrates und Hauptaktionär der Firma. Der Betriebsökonom und Informatiker hat vielfältige unternehmerische Erfahrung. Er lebt mit seiner Familie in Hilterfingen im Berner Oberland.