Der Schaffhauser Energie- und Wasserversorger SH POWER beliefert die Region mit Strom, Erdgas und Trinkwasser. Um die Wasserversorgung auch im Fall eines Blackouts zu sichern, ist bei SH POWER seit kurzem ein leistungsstarkes Mobilaggregat in Betrieb.

Energieanbieter wappnen sich gegen Blackouts. Denn falls der Strom weiträumig ausfallen sollte, und dies erst noch tagelang, wäre das Schadenpotenzial erheblich. Ein totes Netz gefährdet lebenswichtige Systeme; betroffen wäre unter anderem die Wasserversorgung. Der Grund: «Pumpwerke haben in der Regel keine fest installierten Notstromaggregate», sagt Stefan Mayer, Abteilungsleiter Erneuerbare Energien beim Energieanbieter SH POWER. «Die Reservoirs wären somit nach ein paar Tagen leer.»

Strom direkt im Pumpwerk

Ist kein Wasser mehr da, leiden nicht nur die Haushalte. Es gibt noch ein ein anderes Problem: Leitungen, die sich entleeren, strapazieren das Verteilnetz. Wie lässt sich dieses Szenario vermeiden? SH POWER hat seine Pumpwerke mit Notanschlüssen ausgerüstet und Bimex beauftragt, ein mobiles Aggregat zu konstruieren, das über diese Anschlüsse die Pumpen und Hilfsbetriebe mit Strom versorgen kann. Zum Einsatz kommt das Aggregat ausserdem im Stromverteilnetz.

Hochkomplexes unter der Haube

Bimex konstruierte ein Aggregat, das vielseitigen Anforderungen genügen musste. Stefan Mayer: «Die Anlage synchronisiert unterbrechungsfrei zurück aufs Netz. Und sie ist gerüstet für den Fall, dass im Netzgebiet zu viele Eigenerzeugungsanlagen den Inselbetrieb des Aggregats destabilisieren könnten.» Zudem müsse die Anlage zuverlässig laufen, auch wenn niemand sie an Ort und Stelle überwacht. Darum sind die Betriebsdaten via PC, Tablet und Smartphone abrufbar. Störungsmeldungen gehen automatisch an einen Pager in der Leitstelle. Eine Knacknuss bei der Konstruktion waren Gewicht und Grösse: Die Anlage hatte Massvorgaben einzuhalten und durfte nicht zu schwer sein. Walter Zwahlen, Projektleiter bei Bimex: «Wir verbauten die Komponenten auf kleinstem Raum. Dabei galt es, die Lasten auf beide Achsen zu verteilen und den Schwerpunkt des Anhängers richtig zu legen.» Knifflig sei auch gewesen, das Abgassystem so einzubauen, dass es für Messungen überall zugänglich ist.

Zweiachser als ideale Lösung

Bimex montierte das Aggregat auf einen zweiachsigen Anhänger von Müller Mitteltal mit ABS-/EBS-Bremssystem. «Ein Zweiachser ist ab einem Gewicht von 14 Tonnen sinnvoll», sagt Walter Zwahlen und erklärt, was gegen einen Tandemanhänger sprach: «Durch die Länge wären die Konstruktion und die Lenkbarkeit eingeschränkt. Zudem hätten wir bei dieser Aggregategrösse kein Gewicht mehr einsparen können.» Weshalb hat SH POWER den Auftrag nach der öffentlichen Ausschreibung an Bimex vergeben? «Das Angebot wurde aus unserer Sicht dem umfangreichen Kriterienkatalog am besten gerecht», sagt Stefan Mayer. «Wichtig waren für uns vorab Preis, Technik, Serviceangebot, Reaktionszeiten und Ersatzteilgarantie.»

Das Aggregat für «SH POWER»

Das Herz des mobilen 630-kVA-Aggregats mit Netzparallelsteuerung ist ein Motor von MTU, der 576 kW leistet. Der Tank fasst 900 Liter. Eine Schalldämmhaube reduziert das Geräusch auf maximal 68 Dezibel. Das Abgassystem ist bestückt mit Partikelfilter, SCR-Katalysator und Harnstoffeindüsung. 300 Meter Kabel werden elektrisch ab- und aufgerollt.