Im Berner Oberländer Suldtal gibt es kein Stromnetz. Dennoch bewirtet das Ausflugsrestaurant Pochtenfall an schönen Tagen zahlreiche Gäste. Das eigene Stromaggregat läuft seit rund 36’000 Betriebsstunden pannenfrei.

Südlich des Thunersees, versteckt hinter dem Morgenberghorn, liegt das Suldtal. Ein malerisches Ausflugsziel für Wanderer, Biker und Familien. Hauptattraktion: der 80 Meter hohe Pochtenfall.

Jährlich sechs Monate

20 Gehminuten vom Pochtenfall steht das gleichnamige Restaurant von Besitzerin Barbara Hari und ihrem Partner Albert Fuhrer. Hier gibt es kein Stromnetz. «Seit 1984 nutzen wir deshalb ein Aggregat», sagt Albert Fuhrer. Das Aggregat ist für das Naturschutzgebiet Suldtal bewilligt. «Als Kraftstoff tanken wir Bio-Heizöl.» Jedes der vier bisherigen Aggregate musste einen Verbrauchsanstieg bewältigen. Die aktuelle Maschine ist ein richtiges Arbeitstier: «Pro Saison – von Anfang Mai bis Ende Oktober – läuft der Iveco-Motor rund 3500 Stunden.» Obwohl das Aggregat nicht für Dauerbetrieb ausgelegt ist, hat es inzwischen 36000 Stunden auf dem Buckel. Wäre ein Auto so lange mit 60 km/h unterwegs, ergäbe dies rund 2,1 Millionen Fahrkilometer.

Makellose Bilanz

«Das Aggregat arbeitet immer noch störungsfrei», sagt Albert Fuhrer. Die Servicearbeiten erledigt der langjährige Bimex-Kunde selber. Hier im Tal müsse man Allrounder sein. «Es wäre zu teuer, für alles einen Techniker oder Handwerker kommen zu lassen.» Noch zeigt das Aggregat keine Ermüdung, dennoch will Albert Fuhrer es ersetzen (siehe Box). Eine präventive Massnahme. «Bei einem Ausfall würde der Betrieb stillstehen, von der Kühlung bis zur Kaffeemaschine.» Das jetzige Aggregat wird als Reserve im Haus bleiben.

Ergänzung mit Gas und Wasser

Hat Albert Fuhrer die Anschaffung eines Hybridaggregats erwogen? «Nein, dafür haben wir zu wenig Sonne.» Er überlegt jedoch, die Abwärme des Generators in Zukunft für Warmwasser zu nutzen. Ohnehin ist das Energiekonzept des Betriebs schon jetzt hybrid: Boiler, Herd und Backofen werden über einen Gastank versorgt. Und die Energie für das Licht kommt von einem alten Wasserrad, das einen 220er-Generator speist. Die Durchflussmenge lässt sich manuell steuern. «Das verhindert Überspannung und damit eine verkürzte Lebensdauer der Lampen.» Albert Fuhrer mag einfache, zweckmässige Lösungen. Einen Fernstart für das Aggregat braucht der 75-Jährige nicht. «Schon deshalb, weil wir hier keinen Mobilempfang haben.»

Kraftvolle Unabhängigkeit

Das Restaurant mit autarker Energieversorgung bietet 520 Plätze, davon 370 auf der Terrasse. Eine stolze Kapazität, die vom eigenen, aussergewöhnlichen Energiemix aus Gas, Wasser und Aggregatestrom problemlos abgedeckt werden kann. Unkonventionell ist übrigens nicht nur die autarke Energieversorgung. Auch gewisse Renner aus der beliebten, gutbürgerlichen Küche haben Seltenheitswert: So die hausgemachte Rösti mit Wildsaubratwurst. Zudem freuen sich die Gäste im Herbst über Gemspfeffer aus heimischer Jagd.

Neues Aggregat

Im kommenden Frühling liefert Bimex dem Restaurant Pochtenfall ein neues Aggregat: das Modell HYW-45 T5 des spanischen Qualitätsherstellers Himoinsa. Der leise und zuverlässige Yanmar-Motor leistet 41 kVA und verbraucht pro Stunde 6,94 Liter Kraftstoff.