In Europa herrscht ein Überangebot an billiger Energie. Doch die sogenannte Stromschwemme garantiert noch keine Versorgungssicherheit. Tipp: Erarbeiten Sie ein Krisenkonzept für den Fall eines Stromunterbruchs.

Vordergründig gehören Stromausfälle nicht zu den grossen Betriebsrisiken: Strom gibt es in Europa auf den ersten Blick mehr als genug. Profis wissen es besser: In der Schweiz rechnen die Kantone mit der Möglichkeit eines kritischen Netzversagens, Einsatzpläne liegen schon bereit. Und die Energieanbieter pflegen die Infrastruktur, um einen weiträumigen Stromausfall – einen Blackout – zu verhindern.

Unwägbares Risiko

Trotz kluger Vorsorge ist die Gefahr eines Stromausfalls nie gebannt. Im europäischen Stromverbund führt ein lokales Problem via Dominoeffekt eventuell auch in der Schweiz zum Lichterlöschen. Extremes Wetter, Fehlmanipulationen, Cyberangriffe oder physische Attacken können das Netz instabil machen – oder zielen gar direkt auf die Verbraucher. Zudem kann der Bund auf eine Strommangellage reagieren, indem er die Energiezufuhr einschränkt.

Effekte studieren

Blackouts haben gemäss einer Studie der Allianz Versicherung heute weitaus gravierendere Folgen als noch vor 15 Jahren. Grund ist die fortschreitende Digitalisierung. Zum Glück lassen sich die Verluste begrenzen – sofern man im Ernstfall nicht in Schockstarre verfällt, sondern ein Krisenkonzept aus der Schublade ziehen kann. Der erste Schritt: Stellen Sie die richtigen Fragen.

  • Was passiert bei uns, wenn der Strom ausgeht? Welches sind die Folgen im Büro, in der Produktion, im Vertrieb, im Kundendienst, in der Kommunikation? Was funktioniert im Haus ohne Strom nicht mehr?
  • Wie lange darf ein Stromunterbruch dauern? Ab wann sind Personen oder Tiere gefährdet? Ab welchem Zeitpunkt sind hohe Umsatzeinbussen oder andere materielle Schäden wahrscheinlich?
  • Was geschieht, wenn der Stromausfall unsere Lieferanten trifft? Sind wir auf Lieferengpässe vorbereitet?
  • Brauchen wir ein Notstromsystem oder können wir ohne Strom tagelang durchhalten? Falls Notstrom im Haus ist: Wie lange reicht der Diesel? Und wie fit ist das Aggregat?

Die Antworten sind die Grundlage für einen detaillierten Notfallplan. Damit verkleinern Sie auch eine Versicherungslücke: Wenn der Betrieb wegen eines Stromausfalls am Boden liegt, muss das betroffene Unternehmen den Umsatzrückgang und andere Folgekosten des Betriebsunterbruchs selber tragen – anders als etwa bei einer Zwangspause nach einem Brand.