Im Juli geht das 29. Gurtenfestival über die Bühne. Zum viertägigen Fest erwarten die Organisatoren 70 000 Fans. Die elektrische Energie für den Anlass kommt aus dem Netz der Bernischen Kraftwerke und aus mobilen Stromaggregaten von Bimex.

Einst war das Gurtenfestival ein Treffpunkt der Folkfreunde. Klein, charmant und handgestrickt. Man schlief nachts auf dem Rasen und genoss wenig Komfort. Das ist Geschichte. Musikalisch zeigt sich der Gurten heute facettenreich. Die Fans kommen scharenweise. Und sie haben Ansprüche – insbesondere an die Stromversorgung.

Möglichst «grün»

Auf dem Gurten treten rund 500 Musiker auf. Die Schlafzone fasst 3000 Zweierzelte und es gibt über 200 Toiletten. Dass der Energiebedarf des Festivals nicht mehr mit jenem der ersten Stunde zu vergleichen ist, liegt auf der Hand. Umso mehr drängen die Macher auf einen schonenden Umgang mit Ressourcen. «Es ist uns wichtig, dass die Leute hier nicht mehr Strom verbrauchen, als wenn sie zu Hause geblieben wären», sagt Carlo Bommes, Inhaber der Berner Event-Agentur Appalooza, die das Festival seit 1999 organisiert. Zusammen mit den Bernischen Kraftwerken BKW sucht er Mittel und Wege, um Energie zu sparen: Beispiel: Die bisherigen Leuchtmittel sind – wo immer möglich – mit Leuchtdioden (LED) ersetzt worden.

Kühle Drinks und warmes Menüs

Das Gurtenfestival bezieht seinen Strom aus zwei Quellen: Dort, wo das Areal durch das Netz erschlossen ist, fliesst Strom der BKW. Auf Zonen ohne Netzanschluss wird der Strom durch mobile Aggregate von Bimex erzeugt. «BKW und Bimex liefern schätzungsweise je die Hälfte der Energie», sagt Carlo Bommes. Die Hauptbühne etwa nutzt BKW-Strom. Bimex versorgt die Zeltbühne, Waldbühne, Sleepingzone, Foodzonen und das Zentrallager. Der Bimex-Strom kühlt Lebensmittel, wärmt Essen und Wasser, ermöglicht Licht und Ton. Für den Fall, dass ein Aggregat stottern sollte, sind zwei Techniker von Bimex am Festival dauerpräsent. Mussten sie schon einschreiten? Carlo Bommes überlegt kurz: «Einmal versagte am Mittag das Aggregat für die Foodzone». 30 Minuten später war die Panne behoben.

Schlüssel zum Erfolg

A propos Foodzone: Hier werden nicht nur Hunger- und Durstattacken gestillt, sondern auch wichtige Einnahmen erwirtschaftet. Grund: «Mit Tickets und Sponsoring allein kann man heute kein Festival mehr finanzieren», sagt Carlo Bommes, der auch in der Foodzone auf Energieeffizienz pocht: «Wir waren das erste Festival mit einem Mehrwegkonzept.» Am Puls der Zeit bleiben – liegt darin der Erfolg? Ja, aber nicht nur. Carlo Bommes erklärt die Attraktivität des Gurtens auch so: «Wir sind kein Spartenfestival, sondern bieten Vielfalt.» Rock, Pop, Dance, Hip-Hop, Jazz und mehr. Der Stilmix sorgt für ein heterogenes Publikum mit einem recht hohen Altersdurchschnitt von 24 Jahren. Und das ist erfolgsrelevant. «Denn», so Carlo Bommes, «mit dem Alter steigt die Kaufkraft.»

Gurten ist Appalooza

Das Gurtenfestival wird alljährlich durch die Berner Event-Agentur Appalooza organisiert. Carlo Bommes und Philippe Cornu gründeten die Firma 1998; sie zählt heute insgesamt 23 Beschäftigte. Gearbeitet wird in der kreativen Atmosphäre einer sanft renovierten Ex-Fabrik beim Güterbahnhof. Appalooza veranstaltet primär Musik-Events und betreibt das Konzertlokal Bierhübeli.

Foto: Gurtenfestival / konzertbilder.ch